Nur wer aufgibt, hat verloren

Eine Erzählung aus Indien

Ein grosser fetter Frosch und ein kleiner sehr lebhafter Frosch wanderten miteinander auf einer heißen staubigen Landstraße. Da sie schon einige Zeit unter der prallen Sonne schmachteten, waren sie sehr, sehr durstig.

Unverhofft sahen sie vor einem Häuschen zwei Milchkannen stehen. Um ihren Durst zu löschen, sprang ein jeder von ihnen ohne langes Zögern in eine der Kannen, und sie tranken und tranken. Mit gefülltem Magen sehnsüchtig zum Rand der Kanne hochblickend, rief der große Frosch schließlich zu dem kleinen hinüber: “Ich bin satt und kann nicht mehr trinken. Aber schlimm ist, dass ich auch nicht mehr hinaus kann!” - “Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als zu strampeln und weiter zu trinken,” rief der kleine Frosch zurück. Der große Frosch sah das wohl ein und schluckte tapfer weiter Milch. Doch nach einer Weile ermattete er und es schien ihm ein unmögliches Unterfangen, die riesige Kanne leer trinken zu können. Resignierend rief er dem kleinen Frosch zu: “Ich kann nicht mehr. Ich kann nicht mehr trinken, ich kann nicht mehr schwimmen. Ich gebe auf - leb wohl!”

Der kleine Frosch war traurig über den Verlust seines Gefährten, aber er dachte: “Wenn ich aufgebe, bin ich auch verloren,” - und so strampelte er weiter und trank dazu Milch.

Zwei qualvolle Stunden vergingen auf diese Weise. Der kleine tapfere Frosch paddelte noch immer. Als seine Füsse schon ganz lahm waren und er sein Ende nahen sah, fühlte er plötzlich einen festen Halt. Erstaunt sah er zu seinen Füssen und gewahrte ein Stück Butter, das er mit seinem Paddeln aus der Milch gequirlt hatte! Freudig setzte der kleine Frosch seine Füsse auf und konnte so über den Rand der Kanne ins Freie zurückspringen.